Wie verhält sich die Ölpreisentwicklung in Zeiten von Kriegen in Ölfördergebieten?
Die Ölpreisentwicklung ist von vielen Faktoren abhängig. Spontan würde man auf diese Frage antworten: Natürlich geht der Preis nach oben. Diese Einschätzung war bis vor wenigen Jahren ohne Einschränkung auch richtig, jetzt nur noch bedingt. Seitdem die USA, immerhin einer der größten Verbraucher von Energie weltweit, seine Ölförderpolitik geändert hat, hat sich auch die Volatilität des Ölpreises stark verändert. In der Vergangenheit haben die Vereinigten Staaten sehr große Mengen an Rohöl auf dem Weltmarkt aufgekauft, um die eigenen Reserven zu schonen. Durch einen Politikwechsel im Energiebereich und durch neue Fördertechniken (Fracking und moderne Bohrtechniken) sind die USA nahezu unabhängig von Öl aus dem Ausland geworden. Diese Tatsache ist entscheidend für die Ölpreisentwicklung, weil es dadurch zu einem Überangebot dieses begehrten Rohstoffs auf dem Weltmarkt gekommen ist. Durch dieses komfortable Angebot von Öl, das zurzeit weltweit zur Verfügung steht, sind die Auswirkungen von diversen Krisen oder Unglücken gedämpft geworden. Das heißt, es kommt zu Beginn einer Krise nach wie vor zu Spannungen auf dem Rohölmarkt, aber sie sind erstens nicht mehr so eklatant und zweitens nur von kurzer Dauer. Dies kann man zur Zeit sehr gut anhand der weltweit anhaltenden Bürgerkriege in ölreichen Gebieten, wie z.B. Irak oder Libyen sehen. Trotz dieser Unruhen verhält sich der Ölpreis relativ entspannt und ist auf einem Niveau, das so niedrig ist, wie schon seit Jahren nicht mehr.
Eine Frage der Zeit?
Ja, diese Entwicklung wird nicht ewig halten. Man muss sich bewusst sein, das sich diese Entspanntheit im Rohölmarkt sehr schnell mit einem erneuten Richtungswechsel in der Energiepolitik der Führungsmacht USA ändern kann. Die Erfahrung hat leider gezeigt, das wenig so sicher ist, wie der Wandel in der Politik.